„Wissen und Prüfen“ statt „Ahnen und Glauben“ Das Buch von Gabor Neuman unter­scheidet sich von allem, was bisher zum Thema Astro­logie publiziert wurde. Der Autor hat zum Thema System­­kritik promo­­viert. Er dis­­tan­z­iert sich von der Eso­­terik-In­dus­­trie und be­­schrei­bt über­­prüf­­bare Gesetz­­mäßig­­keiten. Am Beispiel-Horoskop von Kanz­lerin Merkel wird das ex­emplar­isch de­mon­striert.

Glauben setzt Wissen voraus. Fragen zur Logik der Astro­logie bitte an:
Info(at)Gabor-Neuman.de.


Der Tredition Verlag stellt dem Buch­handel gerne kosten­freie Ansichts­exemplare zur Ver­fügung unter: presse@tredition.de.

Der Astrologe Gabor Neuman im Gespräch 
über sein neues Buch  
„Astro­logie für Ungläubige“
Die faszinierende Schlüssigkeit 
 einer einzigartigen Denkordnung.

Sie werben für eine völlig neue Sicht auf die Astro­logie. Was ist der Kern Ihrer Forderung, Herr Neuman?
Egal, ob man an Astro­logie glaubt oder nicht, mir geht es um grundsätz­liche Forderungen. Drei Dinge möchte ich klären: Erstens möchte ich die vielen pauschalen Vor­ur­teile gegen­über der Astro­logie in Frage stellen. Zweitens will ich zeigen, dass Astro­logie auf einem System von über­prüf­baren Gesetz­mäßig­keiten und Prinzip­ien beruht. Drittens plädiere ich für eine ganz­heit­liche Deu­tung, die die üblichen Einzel­aussagen trotz der un­vermeid­baren Wider­sprüche nach­vollzieh­bar zusammen­fasst.

Ein Millionen­publikum aus allen Schichten interessiert sich für Astro­logie. Was sagen Sie diesen Astro­logie-Interessierten?
In erster Linie möchte ich nahelegen, der Astro­logie nicht blind zu vertrauen oder gar unwissend an sie zu glauben. Mein Motto lautet: „Falsifizieren statt Verifizieren.“ Nur auf diese Weise hat man eine Chance, sich der Astro­logie un­vorein­genommen zu nähern. Ich unter­stütze deshalb die öffentliche Warnung von 186 Wissen­schaftlern vor einer illusionären Astro­logie. Und ich kritisiere den Esoterik-Kommerz. Denn der suggeriert eine Überlegenheit des „Edlen und Wahren". Und er ist mit­verant­wortlich für die trügerische, weihevolle Suggestion, dass Astro­logie mit Sternen und Kosmos in Verbindung gebracht werden kann.

Stimmt das etwa nicht? Sogar viele Wissenschafts­journalisten haben festgestellt, dass es bei der Astro­logie um Sterne und Kosmos geht.
Ja, selbst der berühmte Astro­physiker Professor Lesch hat das im ZDF-TV bei Terra X mehr­fach behauptet. Aber Fakt ist: Die Tier­kreis­zeichen be­ziehen sich aus­schließ­lich auf den erd­nahen Stand von Sonne, Mond und Pla­neten. Sie orien­tieren sich aus­schließ­lich am Zeit­punkt der Tag­und­nacht­gleichen und Sonnen­wenden - egal welche Sterne im Laufe der Jahr­tausende dann jeweils im un­vorstell­bar weit ent­fernten Welt­all am Himmel stehen.

Warum sollte man sich mit Astro­logie überhaupt beschäftigen?
Mir per­sönlich geht es vor allem um den Nach­weis einer Astro-Logik. Ge­ne­rell geht es um die Frage, ob man sich selbst durch die Deu­­tu­ng des Geburts­­horos­kops bes­ser kennen­­­lernen kann. Als Orientierungs­hilfe zur Selbst­er­mächtigung. Ganz wichtig dabei ist der Hinweis: Die Tier­kreis­zeichen ent­sprechen bestimmten Prin­zi­pien. Es geht also nicht um konkrete Eigen­schaften, sondern immer nur um wesens­gemäße Eigen­arten, die den Prin­zip­ien der Tier­kreis­zeichen ent­sprechen. Die sind ab­strakt und offen für sehr viele konkrete Ana­logien und Sinn­bilder je nach den in­divi­duell­en Lebens­um­ständen. Insofern werden Astro­logen von Wissen­schaft­lern zu Recht kriti­siert, wenn sie Horoskope mit dem Hinweis auf konkrete Eigen­schaften deuten. Der von Kritikern der Astro­logie immer wieder zitierte Barnum-Effekt, der besagt, dass Klienten die ihnen zu­geschrie­ben­en, allgemein­gültigen Eigen­schaften allzu leichtfertig bestätigen, ist dem­ent­sprechend für die Denk­system­atik der Astro­logie be­deutungs­los.

Können Sie typische Beispiele dafür nennen, dass Astro­logen konkrete Eigen­schaften und nicht, wie Sie fordern, wesens­gemäße Eigen­arten deuten?
Sehr viele. Als Beispiel zitiere ich einen lang­jährigen Vor­sitzenden des Deutschen Astrologen Verbandes. In seinem bei Reclam erschienenen Buch „Astro­logie“ werden die Tier­kreis­zu­schreib­ungen nicht system­atisch und schlüssig von Prin­zip­ien ab­ge­leit­et, sondern einfach in Form von kon­kreten Eigen­schaften nur be­hauptet ohne nach­vollzieh­bare Be­gründ­ung.

Sie hingegen behaupten, dass Astro­logie rational und logisch sein kann?
Ja. Aller­dings ist eine schlüssige Denk­ordnung mit ein­deutigen Prin­zip­ien eine un­abding­bare Voraus­setzung. Nur eine Astro­logie, die nach­vollzieh­bar und über­prüf­bar ist, ist nicht spekulativ und beliebig. Das sollten auch Wissen­schaft­ler be­denken, die sich ohne Kenntnis der astro­logisch­en Denk­ordnung leicht­fertig über die Astro­logie lustig machen. Der leitende Redakteur des Philo­sophie Magazin beispiels­weise kam zu dem Schluss: „Astro­logie ist ein Witz“ (Heft 06/20). Tat­säch­lich ist astro­logisch­es Enter­tain­ment durchaus amüsant. Aber mit Astro-Logik hat das nichts zu tun. Wer be­rechtigter Weise vor den Ver­führung­en durch die Astro­logie warnen will, sollte vor allem ihre Aus­sage­grenz­en sachlich begründen – nicht zuletzt auch in Bezug auf Prognosen.

Was halten Sie eigentlich von astro­logischen Voraus­sagen, Herr Neuman?
Damit be­schäftige ich mich nicht. Denn astro­logische Vor­aus­sagen sind nur sehr ein­geschränkt mög­lich. Schon wegen der vielen Einzel­konstell­ation­en und der Fülle ihrer nur schwer zu ver­ein­barenden Ent­sprechung­en. Ein Horoskop kann ja nicht einmal unter­scheiden, ob es sich um eine Frau, einen Mann, einen An­alpha­beten oder einen Intellekt­uellen handelt. Außer­dem sind Prog­nosen aus meiner Sicht problem­atisch, weil damit irre­führende Er­wartung­en er­zeugt werden können.

Zum Schluss noch eine Frage zur Geburts­zeit von Frau Merkel. Warum trauen Sie sich zu, ihre Geburts­stunde astro­logisch be­stimmen zu können?
Ent­scheidend ist, dass ich dabei von Gesetz­mäßig­keiten ausgehe, die ich streng logisch-rational, völlig neutral und un­vorein­genommen anwende. Vor allem aber demonstriere ich am Merkel-Horoskop beispiel­haft mein Postulat, dass astro­logische Deutungen nur dann ernst genommen werden können, wenn sie von eindeutig definierten Prinzipien und Gesetz­mäßig­keiten ableit­bar und damit schlüssig nachvoll­ziehbar sind. Kritiker der Astro­logie können diesen An­spruch in meinem Buch explizit über­prüfen.

Inhaltsverzeichnis
The key to life is balance

Vorwort
15
I
Astro­logie im Kreuzfeuer der Meinungen
21
II
Astro­logie im Dschungel der Vorurteile
31
Horoskope ohne Sterne
35
Astro­logie und Astronomie
44
Warnung vor Ideologen und Lebensberatern
50
Irreführende Tests
57
Beachtung der Grenzlinien
62
Falsifizieren statt glauben
68
III
Astro­logie als Denksystem
75
Populäre Astro­logie im Small Talk
75
Das System der Münchner Rhythmenlehre
77
Systematik statt Rezepte-Sammlung
79
IV
Astro­logie als ganzheitliche Ordnung
81
Zwölf Prinzipien markieren Einzigartigkeit
82
Bildhafte Sprache gefährdet Schlüssigkeit
85
Horoskop-Deutung verlangt begriffliche Disziplin
87
V
Astro­logie als ein System der Balance
93
Einzelne Tierkreiszeichen als Teile des Ganzen
93
Prinzipien der Tierkreiszeichen und ihre Analogien
103
Kernthemen der Tierkreiszeichen
109
Vier Quadranten als Kern der Ordnung
128
Die faszinierende Logik des Fügungsrhythmus
146
VI
Denkwürdige astrologische Konstellationen
155
Abgrenzung von Moral und Ethik
155
Abgrenzung von Verstand und Vernunft
160
Abgrenzung von Intellekt und Geist
163
Abgrenzung von Gegenteil und Gegensatz
167
Abgrenzung von Abhängigkeit und Freiheit
170
VII
Horoskop-Deutung nach Gesetzmäßigkeiten
177
Die Kunst der Deutung
180
Horoskop des Autors
182
Horoskop mit identischem Geburtstag
186
Horoskop von Pablo Neruda
190
Horoskop von Bundeskanzlerin Merkel
192
Leser deuten das Horoskop eines Politikers
198
VIII
Astro­logie und Philosophie
205

Das Wichtigste,
was man über Astro­logie
wissen muss.

 

Vorwort

Kann Astro-Logie rational und logisch sein? Gibt es eine in sich schlüssige astrologische Denkordnung, mit der Horoskope nachvollziehbar und überprüfbar gedeutet werden können? Was können wir von einem astrologischen Denksystem für unser Alltagsleben lernen?

Der Beantwortung dieser Fragen widmet sich dieses Buch. Es erklärt, warum die Astro­logie von Leichtgläubigen zu sehr überschätzt wird. Und es begründet, warum Skeptiker häufig dazu neigen, die Astro­logie zu unterschätzen. Ausdrücklich distanziert es sich von einer Astro­logie-Industrie, die sich an den Mechanismen der Konsumgüter-Industrie orientiert und die Deutung von Horoskopen kommerzialisiert hat. Besonders in Zeiten, in denen man eine Flucht aus der undurchsichtig gewordenen, komplexen Alltagswelt in eine ebenso undurchsichtige, metaphysische Welt beobachten kann, ist es wichtig, dass Erläuterungen zu Horoskopen nachvollziehbar und überprüfbar sind.

Meine persönliche Grundeinstellung gegenüber der Astro­logie: Ich kenne kein einziges Argument, um an Astro­logie zu glauben. Denn die Vermutung, dass von Sonne, Mond und Planeten eine Wirkung auf das Verhalten von Menschen ausgehen könnte, ist so unwahrscheinlich, dass es mir nicht sinnvoll erscheint, daran zu glauben. Hingegen kenne ich viele Gründe, von der Astro­logie fasziniert zu sein. Denn die Denkordnung, auf der die Astro­logie aufbaut, ist tatsächlich einzigartig und überaus attraktiv in ihrer Schlüssigkeit. Am besten kann man sich ihr nähern, indem man versucht, sie zu falsifizieren.

Das größte Problem bei der allgemeinen Bewertung der Astro­logie scheint mir allerdings zu sein, dass ablehnende wie zustimmende Sichtweisen im Unterbewussten verankert sind. Deshalb behandle ich in den ersten beiden Kapiteln des Buches zunächst die populärsten Vorurteile gegenüber der Astro­logie. Das macht den Weg frei für eine nüchterne Beurteilung.

Bekanntlich können irrationale Vorurteile gegenüber der Astro­logie selbst durch konkrete Fakten nur selten widerlegt werden. Denn Logik ist nichts anderes als die eigene Konstruktion von Logik. Jeder konstruiert sich seine eigene Logik. Es sei denn, es wird ein eindeutiges System von Kriterien und Gesetzmäßigkeiten vorgegeben, so dass logische Schlussfolgerungen jederzeit überprüfbar sind. Genau um diese Gesetzmäßigkeiten geht es in diesem Buch.

Horoskopdeutung mit System
Gesetzmäßigkeiten statt Beliebigkeiten. Beispiel: WIDDER

In der Literatur zur Astro­logie dominieren spekulative Beliebigkeiten. Im Internet können sich die Leser über die wuchernde Fülle von fantasievollen Deutungen informieren. Ich konzentriere mich exemplarisch auf Beispiel-Texte, die im Reclam-Heft „Astro­logie – Eine Einführung" vom langjährigen Vorsitzenden des Deutschen Astrologen-Verbandes, dem Psychotherapeuten Dr. Peter Niehenke, zitiert werden. Ich beziehe mich dabei konkret auf seine Ausführungen auf den Seiten 162 ff. Wenn man diese Zuschreibungen mit den in diesem Buch auf Seite 18/19 von Döbereiner definierten Prinzipien vergleicht, wird deutlich, welche fundamentale Rolle meine Forderung nach Schlüssigkeit bei der Deutung von Horoskopen spielt.

Das Widder-Prinzip (Energie):
Wie wird es definiert und wie wird es ignoriert?

Energie wird aktiviert und will sich durchsetzen. Als Bild kann man sich das berühmte rote Tuch vorstellen, das den ständigen Drang zur Herausforderung und zum Reagieren veranschaulicht. Das rote Tuch wird vom Widder auch selbst dann gesucht, wenn es weit und breit gar keine konkreten Anlässe gibt.

Das Prinzip hat den Drang, sich zu verwirklichen und sucht dementsprechend nach Möglichkeiten. Das bedeutet konkret beim Widder-Prinzip: Energien wollen bzw. müssen sich verausgaben. Der häufig zugeordnete Begriff „Aggression", der eine Absicht zum Verletzten suggeriert, ist nicht präzise genug und folglich missverständlich. Vor allem in Verbindung mit dem Planeten Mars, der dem Widder-Prinzip analog zugeordnet ist. Wenn in einem Horoskop zum Beispiel das Widder-Prinzip in Verbindung mit dem Schütze-Prinzip eine dominante Bedeutung einnimmt, dann bedeutet das entsprechend den Schlagworten: energiegeladenes Fügen von Gedanken. Das kann beispielsweise einen überschwänglichen Drang für das Lesen von Büchern nahelegen. Gemäß dem Schlagwort richtet sich Energie (Mars) auf das „Fügen von Gedanken" (Schütze). Es geht also nicht um Zerstören, sondern eher um einen Reaktionsdrang im Sinne von „Ergreifen statt Angreifen". Zu beachten ist, dass bei Prinzipien des ersten Quadranten seelische und gedankliche Bezüge noch keine Rolle spielen – im Unterschied etwa zum Löwe-Prinzip, das im Seelischen, also im zweiten Quadranten eingebunden ist und somit auf Spontaneität beruht. Widder dagegen reagieren ohne emotionale Bedenken mit Ungeduld. Das Motto „erst handeln, dann denken" entspricht dem Widder-Prinzip.

Dementsprechend ist es irreführend, wenn der Repräsentant der deutschen Astrologen in seiner Einführung zur Astro­logie für das Widder-Prinzip zum Beispiel derart unspezifische Entsprechungen zitiert: „zielorientiert, selbstsicher, sportlich. Stolz, Führungsmenschen, Polizei."

Erstens können diese Zuordnungen ganz offensichtlich nicht exklusiv vom Widder-Prinzip „Energie" und „Reaktionsdrang" abgeleitet werden. Die zitierten Beschreibungen könnten genauso auch auf andere Tierkreis-Prinzipien zutreffen. Denn „Widder und Mars" entsprechen nur dem Prinzip, schnell und unüberlegt zu reagieren. Nur der unmittelbare Impuls ist typisch und das exakt davon abgeleitete Verhalten. Sonst nichts. Deutlich wird dies auch, wenn man sich am beschriebenen Phasenablauf orientiert. Widder (erster Quadrant) reagieren, ohne vorher auf Emotionen zu achten (zweiter Quadrant) oder nachzudenken (Dritter Quadrant) oder sich an Ordnungsregeln zu halten (Vierter Quadrant).

Zweitens ist es falsch, dem abstrakten Schlagwort „Energie" ganz konkrete, faktische Entsprechungen zuzuordnen wie etwa „Führungsmenschen". Oft sind gerade impulsive, durchsetzungsgetriebene Menschen besonders ungeeignet für Führungspositionen.

Drittens sind die angeführten Beispiele von Niehenke auch deshalb irreführend, weil das hyperaktive Widder-Prinzip keine der von ihm erwähnten Analogien begründen kann. Beispiel „Stolz": Wenn überhaupt, dann könnte man vielleicht erwägen, Stolz mit einer Analogie zum Löwe-Prinzip und dem egozentrischen Gestaltungsdrang zu assoziieren im Sinne des Fokussierens auf eigenes Verhalten. Aber auch das wäre in seiner Pauschalität falsch. Denn es gibt viele Beispiele dafür, dass sich die Egozentrik des Löwe-Prinzips ganz ohne Stolz hinter einem Vorhang der Bescheidenheit versteckt darstellt.

Typische Sprüche, wenn das Widder-Prinzip dominiert:
„Wer rastet, der rostet." - „Jetzt oder Nie." .

Die geniale Denkordnung der Astro­logie*

Die vier Phasen der Denkordnung in ganzheitlicher Sicht:
Das Reale im ersten Quadranten wird als Vorstellung im dritten Quadranten zur Wirklichkeit, die das Seelische im zweiten Quadranten prägt und unter der Leitung des Unbewussten im vierten Quadranten das Leben bestimmt. Ein Beispiel für den Verbund der vier Quadranten: Vierter Quadrant: causa finalis - Fische, Wassermann, Steinbock
Religiöses offenbart sich individuell im Unbewussten.
Dritter Quadrant: causa formalis - Schütze, Skorpion, Waage
Religionen transformieren individuell Religiöses zu allgemeinen Vorstellungen.
Zweiter Quadrant: causa efficiens - Jungfrau, Löwe, Krebs
Predigten machen diese Vorstellungen emotional erlebbar.
Erster Quadrant: causa materialis - Zwilling, Stier, Widder
Glaubensgemeinschaften organisieren die Predigten.

Der Sinngehalt von „Neugier" demonstriert am Beispiel der Tierkreiszeichen: Causa materialis - Zwilling-Prinzip: 
Neugier als Interesse am Entdecken.
Causa efficiens - Jungfrau-Prinzip: 
Neugier als Vorsorge für gutes Gelingen.
Causa formalis - Schütze-Prinzip: 
Neugier als Einsicht in Zusammenhänge.
Causa finalis - Fische-Prinzip: 
Neugier als Suche nach der Wahrheit.
Gut zu wissen, auf welche Weise Menschen neugierig sind.
Die Astro­logie hilft, die Bedeutung von Begriffen zu präzisieren.

In seinem Lehr- und Übungsbuch Band 1 hat Döbereiner die vier Quadranten in verschiedenen Versionen sehr anschaulich dargestellt. Es lohnt sich, dort nachzulesen, was hier komprimiert beschrieben wird. So bezieht sich Döbereiner zum Beispiel auf die vier aristotelischen Kausalitäten als die vier Gründe des Seins. Erster und zweiter Quadrant sind als causa materialis und als causa formalis phänotypisch, haben also einen konkreten, realen Bezug zur Erscheinung. Der erste Quadrant mit Widder, Stier und Zwilling kennzeichnet den stofflichen Urgrund, also alles was räumlich erfassbar und sichtbar ist. Der zweite Quadrant mit Krebs, Löwe, Jungfrau kennzeichnet den formgebenden Urgrund, also alles was seelisch begründbar ist und sichtbar gemacht wird.

Dritter und vierter Quadrant sind als causa efficiens und als causa finalis genotypisch, beziehen sich also auf die Außenwelt. Dabei kennzeichnet der dritte Quadrant mit Waage, Skorpion, Schütze den bewirkenden Urgrund, also alles was sich aus Begegnungen ableitet und zu Vorstellungen führt und sich damit an die Sichtbarkeit des ersten und zweiten Quadranten bindet. Der vierte Quadrant mit Steinbock, Wassermann, Fische kennzeichnet den bestimmenden Urgrund, also alles was als Erwirktes einer Entwicklung ein unbeeinflussbares Eigenleben erlangt hat oder – umgekehrt – als unbewusst Wirkendes die Quelle der Wirklichkeit repräsentiert.

Astro­logie und Philosophie

Astrologen sind keine Philosophen. Dennoch kann das astrologische Ordnungssystem dazu beitragen, über lebensphilosophische Fragen des Alltagslebens nachzudenken. Ein Vorteil dieser Art des Nachdenkens wird durch den Vergleich mit dem Buch „Die philosophische Hintertreppe" von Wilhelm Weischedel deutlich. Dort werden die Denkwelten von 34 berühmten Philosophen der Weltgeschichte schlüssig im unmittelbaren Zusammenhang mit ihren Persönlichkeitsmerkmalen, ihrer Lebenserfahrung und dem vorherrschenden Zeitgeist dargestellt. Diese drei Faktoren haben die Entstehung der jeweiligen individuellen philosophischen Konzepte grundlegend beeinflusst. Im Unterschied dazu bleibt das persönliche Weltbild eines Astrologen ohne Einfluss auf die astrologische Denkordnung. Denn Astro­logie beschreibt Werte. Philosophie hingegen setzt Werte. Insofern kann die Astro­logie klassische philosophische Konzepte auf originelle Weise ergänzen und bereichern.

Im Verlauf des Buches wurden die zwölf astrologischen Grundprinzipien erläutert, die in ihrer Kombination für jeden Zeitpunkt einen einzigartigen Inhalt versinnbildlichen. Im Geburtshoroskop wird das individuell angezeigt. Diese zwölf Variablen im Baukasten der astrologischen Denksystematik können aber auch in Bezug auf das Zeitgeschehen interessante, allgemeine Einsichten vermitteln und als Grundlage für aktuelle, zeitkritische Überlegungen dienen. Abgeleitet von den auf Seite 18/19 aufgelisteten Prinzipien:

Widder-Prinzip: „Pure Energie" - Sinnbildlich z.B. Durchsetzung. Der individuelle Durchsetzungsdrang ist aus der Balance geraten ist und hat sich zu einer schrankenlosen Rücksichtslosigkeit entwickelt. Beispiele dafür gibt es in vielen gesellschaftlichen und politischen Lebensbereichen – von der symbolischen Trump-Parole „America first" bis zu den aggressiven Attacken auf das Personal von Bahn, Feuerwehr oder Polizei.

Stier-Prinzip: „Sicherung" - Sinnbildlich z.B. Solidarität. Das persönliche Sicherheitsbedürfnis nach einer Solidargemeinschaft ist aus der Balance geraten und einem unsolidarischen Verlangen nach materiellem Wohlstand gewichen. Beispiele dafür sind Konsumverhalten und Wohnungsbau – von anonymen, gigantischen Shopping Arenen bis zu anonymen, überdimensionierten Wohnsilos.

Zwilling-Prinzip: „Unterscheidung" - Sinnbildlich z.B. Aufklärung. Die Welt des Sachwissens ist aus der Balance geraten und hat auf Grund der extremen Spezialisierung zu einer schleichenden Entmündigung der Bürger geführt. Beispiele dafür findet man im Bereich der Wissenschaftsgläubigkeit – von der Bevormundung durch undurchschaubare IT-Argumentation bis zu Belehrungen durch selbsternannte Wissenschaftsjournalisten ohne überprüfbare Kompetenz.

Krebs-Prinzip: „Empfindung" - Sinnbildlich z.B. Rückzug ins Innere. Das Empfinden für Innerlichkeit ist aus der Balance geraten und hat sich immer mehr vom eigenen Erleben entfernt. Beispiele dafür findet man auf vielen Gebieten der „Psycho-Industrie" – vom maßlosen Einfluss organisierter Selbstfindung bis zum ausufernden Esoterik-Kitsch.

Löwe-Prinzip: „Lebenstrieb" - Sinnbildlich z.B. Gestaltungsdrang. Die Art des öffentlichen Auftretens ist aus der Balance geraten und immer mehr Menschen neigen zur großen Show. Beispiele dafür dafür zeigen sich vor allem in den Massenmedien – vom riesigen „Jahrmarkt der Eitelkeiten" bis zu inkompetenten Wichtigtuern in den sozialen Medien.

Jungfrau-Prinzip: „Steuerung" - Sinnbildlich z.B. Anpassung. Risikokontrollen sind aus der Balance geraten sind und werden häufig maßlos übertrieben. Beispiele dafür findet man auf vielen Gebieten der Erziehung – von übereifrigen Helikopter-Eltern bis zum Übermaß an Vorsichtsmaßnahmen in Schulen und Universitäten.

Waage-Prinzip: „Begegnung" - Sinnbildlich z.B. Ausgleich. Empathie und Nächstenliebe sind aus der Balance geraten und werden auf vielen Gebieten kommerzialisiert. Beispiele dafür findet man beim allseits angesagten „Gutmenschentum" – von einer „Mitleidsindustrie" bis zur korruptionsfördernden Entwicklungshilfe.

Skorpion-Prinzip: „Bindung" - Sinnbildlich z.B. Leitbildfixierung. Wegweisende Leitbilder und klare Überzeugungen sind aus der Balance geraten und zu sektiererischem Extremismus und brutaler Hasspropaganda verkommen. Beispiele dafür findet man vor allem bei Religionskriegern – von kommerzialisierten Megakirchen bis zu Absolutheits-Fanatikern.

Schütze-Prinzip: „Fügung" - Sinnbildlich z.B. Verstand. Die Freude an neuen Einsichten ist aus der Balance geraten und wandelt sich immer mehr zum Glauben an Illusionen. Beispiele dafür findet man in der Raumfahrt – vom Wunschdenken einer Menschheitsrettenden Marsbesiedelung bis zur irrealen Idee der Kontaktaufnahme mit Außerirdischen.

Steinbock-Prinzip: „Konzentration" - Sinnbildlich z.B. Maß und Gesetz. Regelnder Ordnungssinn und Konzentration auf das Wesentliche sind aus der Balance geraten und werden zunehmend von einer bürgerfernen „Obrigkeit" bestimmt. Beispiele dafür findet man bei vielen Formen von Machtmissbrauch – von überbürokratisierten Verwaltungen bis zu unverständlichen Gesetzgebungen.

Wassermann-Prinzip: „Befreiung" - Sinnbildlich z.B. Kreativität. Das wertfreie Streben nach Innovationen ist aus der Balance geraten und degeneriert immer häufiger zu kommerzialisiertem Forscherdrang. Beispiele dafür findet man in der Konsumgüter-Industrie – von überflüssigen Produktneuheiten bis zu sinnlosem Techno-Spielzeug.

Fische-Prinzip: „Auflösung" - Sinnbildlich z.B. Realitätsflucht Die Hinwendung zum Hintergründigen und Absichtslosen ist aus der Balance geraten und wird immer öfter für Ideologien missbraucht. Beispiele dafür findet man in vielen Bereichen des Spirituellen – von abseitigen Sektierern bis zum zunehmenden Missbrauch von Drogen.

Die zwölf Tierkreis-Prinzipien stehen zu jedem Zeitpunkt - also in jedem Horoskop - in einer einzigartigen Verbindung, die sich niemals mehr in der gleichen Konstellation von Sonne, Mond und Planeten wiederholen wird. Die Sinnbilder der einzelnen Prinzipien ergänzen sich oder werden durch Gegenregulative in Frage gestellt. Wie diese Spannungen ausbalanciert werden können, kann man mit Hilfe der astrologischen Denkordnung anschaulich beschreiben – nach dem Motto: „The key to life is balance."

Eine aufgeklärte Astro­logie bietet wunderbare Möglichkeiten für anregende Gedankenspiele im riesigen Meer bildhafter Analogien. Denn durch die Brille der Astro­logie betrachtet verbinden sich Dinge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, schlüssig und zwangsläufig zu einer gedanklichen Einheit. Insbesondere wenn man die von der astrologischen Denkordnung geforderte Reduktion auf das Wesentliche beherrscht und Sachverhalte nicht bewertet, sondern nur beschreibt, kann man ihre Essenz verstehen lernen: Die unendliche Vielfalt in unserer höchst komplexen Welt lässt sich im System der Tierkreiszeichen auf ihre grundlegenden Prinzipien zurückführen. Allein das macht ein Studium der Astro­logie zu einem intellektuellen Vergnügen.




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